Wie Andolosia mit seinem seckel vonn Famagusta weg schyed Vnd wol gerist an des künigs von Franckreich hoff kam.

[97] Do nun Andolosia verstůnde, das sein brůder ym den seckel lassen wolt vnnd yn mitt ym hynweg wolt lassen füren, was er von gantzem hertzen fro vnnd wol gemůt, fieng an sich tzu rüsten mit gůtten knechten vnd hübschen pferden, ließ ym zůrüsten ainen wagenn, darauff man ym alwegen můßt nach füren seinen stechtzeüg vnnd was zu hoflichem wesen gehört. vnd nam also vrlob von seim brůder, fůr von Famagusta mit viertzig wolgeziertten mannen vnd wol gerüst mit gůten rossen vnd all wol beklait mit ainer farb Zu dem ersten an des künigs hoff von Franckreich vnd gesellet sich tzu den edlen, tzu graffen vnd freyherren, wann er was kostlich vnd lyeß sich gar wol nießsen, darumb er von manigklich wol gehalten ward, dienet och dem künig, als ob er sin gedingter diener war, vnd als er da was, begab es sich, das man stechen ward, scharpffrennen, ringen vnd springen. das[97] thet er den andern allen vor, das er ganntz in ain geschray kam, das er allzeit das besst thät. vnd nach dem stechen hyelt man gewonlich groß täntz den edlen frawen, dartzu er auch berüft ward vnd ym auch vortäntz gegeben wurden. die frauwen wurden fragen, wie er hyeße vnnd von wannen er wäre. so ward yn gesagt, er hyeß Andolosia von Famagusta auß Cipern vnd wär von edlem geschlecht. Also wurden yn die edlen frauwen auch herfür ziehen, schimpffred mit ym treiben, das er auch geren hett vnnd ym wol gemel. Der künig ward yn tzu gast laden.

Do er so wol an kam vnd den edlen sein gefert vnd sein geselschafft angenäm was, lůd er die edlen vnnd alle ire weiber zu gast vnd gab ynen gar ain kostlichs mal, dardurch er den edlen frawen wolgefallen ward, vnnd gaben jm erst glauben, er wär von edlem stammen geborn. vnd als sy nun in freüden lebten, do was ain edelman an des künigs hoff, der het ain weib, die ain auhbund was von schöne vnd mitt schön die anderen frawen weyt übertraf. der selben frawen eeman was Andolosia stechgesell vnnd waren baß ains dann die andren. der selben frawen ward Andolosia vnmassen vast hold vnd gar ernstlich vmb sy bůllen vnd verhyeß ir zugeben tausent Cronen, das sy ain nacht bey ym läg. Die fraw gedacht, tausent Cronen wärenn bald verdienet, do so was sy so eerber, daz sy es nit thůn wolt vnd sagt solliches irem mann. Der man sprach: O frauw, die tausent cronen wären gůt, wir wolten sy wol brauchen. es ist aber nit wol zuthůn, wann eer ist ob allem reichtum vnd sprach zů ir: wie wolt es dir gfallen, wir haben ain schöne wolgestalte nachbeürin, die ain gůtte gesellin ist vnd die durch geltes willen irn leib nyeman versagt. du hetest es mit ir geredt, wie solich sach an dich wäre geworben, nun betestu ainen eeman, der vil vff eer hyelt vnd du törst dich solchs nit vnderston, wann du müßtest deines lebens darbey besorgen. Die fraw thett nach anweisung ires mans vnd sprach zu der nachbeürin: solichs ist vorhanden. woltestu dich der sach vnderston, wolt ich es zurichten, das du in meinem hauß vnd an meinr stat, als ob ich es wär, lägest bey dem[98] edelman, so dann ytzund hye vnd ain gůter sticher ist. der wolt mir tausennt Cronen geben, das ich ain nacht bey ym läg. wo du das thätest, so woldt ich dir hundert Cronen geben. die gůt tochter sprach: mir ligt nit vil daran. ich törst bey ainem sollichen mann vmb sunst ligen. wenn ich aber solliches thet, so besorg ich, ir gebent mir die hundert cronen nit vnnd wollten mich villeicht mit ainer Cron oder zwayen abrichten, so ich ain solches töchterlin bin. Die fraw sprach: ich will dir die hundert Cronen vor geben, eedann vnd du sy verdienest. das gefiel ir wol vnnd sagt, das sy die sach zurüstet, so wölt sy ir zu willen werden vnnd gůtten vleyß in der sach brauchen. Vnnd also sagt es die fraw irem mann, wie sy ir nachbeürin überkommen hett, sy wölt volbringen iren willen. das geuiel dem mann wol. Also kam Andolosia aber zu der frauwen vnd brauchet seinen vleiß, als dann die liebhaber thůn vnd ward aber von den tausent cronen sagen. die fraw sprach zu ym: ist eüch der sach ernst, so kommen morgen zu nacht vnd bringen das gelt mit üch, wann mein man wirtt morgen hynweg reütten in des künigs dienst. des was Andolosia gar fro, wann er des gelts, so er bringen solt, gar lützel achtet. des anderen tags zu nacht kam er allain geschlichen vnd het sich haimlich von seinen knechten verstolen vnd bracht die taussent Cronen mit ym.

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[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 97-99.
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