Das Drei-Königs-Fest

[101] Es ist so lang' gesprochen,

Daß bald ein Aufruhr sei,

Drum ist er ausgebrochen,

Von dem erstickten Geschrei,

Der Pulverthurm sprang auf,

Die Fenster klirrten drauf.[101]


Wer kann den Herzog hindern,

Er zündet wie ein Blitz,

Der König mit den Kindern

Zieht in des Reiches Spitz,

Der Herzog nah dem Thor

Steht einsam schon davor.


Des Königs Garden singen,

Er horchet immer zu,

Drei-Königs-Lied sie bringen,

Durchziehn die Stadt in Ruh,

Der Herzog denkt sich schon,

Wie er da zieht zum Thron.


Die heiligen drei König,

Die ziehen auch vor's Thor,

Und wundern sich nicht wenig,

Wen sie erblicken davor;

Der Herzog sie nicht sieht,

Bis ihm Gewalt geschieht.


Mit seinem hölzern Schwerte

Der Mohr giebt einen Stoß,

Da fällt er gleich zur Erde

Von seinem hohen Roß,

Sie schleppen ihn herein,

Wo er sollt' ziehen ein.


Wie anders sind die Blicke,

Die er auf Straßen kriegt,

Der Kluge lacht mit Tücke,

Daß ihn das Glück betrügt,

Der Arm, der willig ihn zog,

Jetzt eine Feige bog.[102]


Die Backe will ihm springen

Vor Röthe und vor Scham,

Als sie zum König bringen

Den Herzog wie ein Lamm,

Er findet all im Spiel

Der muntern Kinder viel.


Der Kuchen ist gebacken,

Er muß da gleich zum Spiel,

Die Krone ist voll Zacken,

Ihm gar nicht mehr gefiel,

Das Glück giebt ihm den Lohn,

Papierne Kron zum Hohn.


Der Hofnarr macht viel Späße,

Als wär es wie zuvor,

Als wenn man ganz vergäße,

Daß er empört zuvor,

Sein Muth bedienet nun,

Die er wollt absetzen thun.


Ist Feldherr über alle,

Zieht her mit großer Pracht,

In seiner Trommeln Schalle

Voran in jede Schlacht,

Die drei Kön'ge stehn ihn bei,

Daß er verbleibe treu.


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 22: Gedichte, Teil 1, Bern 1970, S. 101-103.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gellert, Christian Fürchtegott

Die zärtlichen Schwestern. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Die zärtlichen Schwestern. Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Die beiden Schwestern Julchen und Lottchen werden umworben, die eine von dem reichen Damis, die andere liebt den armen Siegmund. Eine vorgetäuschte Erbschaft stellt die Beziehungen auf die Probe und zeigt, dass Edelmut und Wahrheit nicht mit Adel und Religion zu tun haben.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon