Aufgegebene Liebeserklärung an Sophien,

[241] nach vorgeschriebenen Endreimen, am 21. Nov. 1784.


Am Herzen, wie am Geist, längst dumpf, und stumpf, wie – Blei,

Wähnt' ich – ein schlechtes Ziel! – vor Amors Pfeil mich – frei.

Bekannt mit meinem Wert, an Leib und Seele – Fratze,

Frißt, dacht' ich, wie ich bin, mich weder Hund noch – Katze.

Ich würgt' an Vers und Reim, als steckt' im Hals ein – Pflock,

Und langsam schlich mein Witz, wie Aarons Sünden- – Bock.

Da, Fiekchen, tratst du auf, an Kraft ein Lebens- – Engel,

Bewegtest zum Bimbam der Zunge trägen – Schwengel.

Nun, däucht mir, komm' ich faßt von neuem in den – Schuß.

Ganz fraß vielleicht der Wurm mich nicht zur tauben – Nuß.

Ha! tränktest du mich nun mit deiner Liebe – Sprudel,

So lernt' ich dein Apport noch wie der jüngste – Pudel.

Dir spräng' ich übern Stock und tanzt' im bunten – Frack,

Als Äffchen oder Bär, zum polnschen Dudel- – Sack.


Quelle:
Bürgers Gedichte in zwei Teilen. Teil 1: Gedichte 1789. Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart 21914, S. 241.
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