[Einer nur und Einer dienen]

[22] Einer nur und Einer dienen

Das ermüdet meine Seele.

Rosen nur und immer Rosen –

Andere Blumen blühen noch bunter;

Wie die Bienen will ich schwärmen

Mich in Trauben Gluth berauschen,

In der Lilie Weiß mich kühlen,

Ruhen in der Nacht der Büsche.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Wehe, wer mit engem Sinne

Einem, nur sich Einem weihet:

Schmachvoll rächt sich an dem Armen

Alles was er streng verschmähet![23]

Nicht zur Heimath wird die Weite,

Ungestaltet in die Ferne,

Aufgelöst in leeres Sehnen

Wird der Inhalt so des Lebens

Schön ist was sich grenzt und g'nüget,

Treu um eines sich beweget

An dem Einen sich erneuet,

Wie des Pulses rege Schläge

Stets sich um das Herz bewegen,

Stets zum Herzen wiederkehren

Stets am Herzen sich erneuen

Sich an seiner Gluth entzünden...

Quelle:
Karoline von Günderrode: Gesammelte Werke. Band 1–3, Band 3, Berlin-Wilmersdorf 1920–1922, S. 22-24.
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