Dreifaltigkeit
Was alle Weisheit in der Welt nicht lallen kann

[99] 1.

Was alle Weisheit in der Welt

Bei uns hier kann kaum lallen,

Das läßt Gott aus dem Himmelszelt

In alle Welt erschallen:

Daß er alleine König sei,

Hoch über alle Götter,

Groß, mächtig, freundlich, fromm und treu

Der Frommen Schutz und Retter,

Ein Wesen, drei Personen.


2.

Gott Vater, Sohn und heilger Geist

Heißt sein hochheilger Name,[99]

So kennt, so nennt, so rühmt und preist

Ihn der gerechte Same,

Gott Abraham, Gott Isaak,

Gott Jacob, den er liebet,

Herr Zebaoth, der Tag und Nacht

Uns alle Gaben gibet

Und Wunder tut alleine.


3.

Der Vater hat von Ewigkeit

Den Sohn, sein Bild, erzeuget;

Der Sohn hat in der Füll der Zeit

Im Fleische sich gezeiget.

Der Geist geht ohne Zeit herfür

Vom Vater und vom Sohne,

Mit beiden gleicher Ehr und Zier,

Gleich ewig, gleicher Krone

Und ungeteilter Stärke.


4.

Sieh hier, mein Herz, das ist dein Gut,

Dein Schatz, dem keiner gleichet!

Das ist dein Freund, der alles tut,

Was dir zum Heil gereichet,

Der dich gebaut nach seinem Bild,

Für deine Schuld gebüßet,

Der dich mit wahrem Glauben füllt

Und all dein Kreuz durchsüßet

Mit seinen heilgen Worten.


5.

Erhebe dich! Steig zu ihm zu

Und lern ihn recht erkennen!

Denn solch Erkenntnis bringt dir Ruh

Und macht die Seele brennen

In reiner Liebe, die uns nährt

Zum ewgen Freudenleben,

Da, was allhier kein Ohr gehört,[100]

Gott wird zu schauen geben

Den Augen seiner Kinder.


6.

Weh aber dem verstockten Heer,

Das sich hie selbst verblendet,

Gott von sich stößt und seine Ehr

Auf Kreaturen wendet!

Dem wird gewiß des Himmels Tür

Einmal verschlossen bleiben;

Denn wer Gott von sich treibt allhier,

Den wird er dort auch treiben

Von seinem heilgen Throne.


7.

Ei nun so gib, du großer Held,

Gott Himmels und der Erden,

Daß alle Menschen in der Welt

Zu dir bekehret werden.

Erleuchte, was verblendet geht,

Bring wieder, was verirret,

Reiß aus, was uns im Wege steht

Und freventlich verwirret

Die Schwachen in dem Glauben,


8.

Auf daß wir also allzugleich

Zur Himmelspforte dringen

Und dermaleinst in deinem Reich

Ohn alles Ende singen,

Daß du alleine König seist

Hoch über alle Götter,

Gott Vater, Sohn und heilger Geist,

Der Frommen Schutz und Retter,

Ein Wesen, drei Personen.

Quelle:
Paul Gerhardt: Dichtungen und Schriften, München 1957, S. 99-101.
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