Das Mädchen Nachts vor'm Spiegel

[280] Vor'm Spiegel steht sie, die schöne Maid,

Bei nächtlicher Zeit,

Und spricht in magdlichem Scherze,[280]


Indem sie den eigenen Reiz beschaut:

Wann werd' ich Braut? –

Auf einmal erlischt da die Kerze.


Und als nun die Nacht ihr Bild verschluckt,

Da wird sie durchzuckt

Von einem ahnenden Schmerze,


Ihr ist, als ob ihr der finstre Tod

Den Arm jetzt bot

Und Gott befiehlt sich ihr Herze.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Sämtliche Werke. 1. Abteilung: Werke, Berlin [1911 ff], S. 280-281.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe letzter Hand)
Gedichte
Werke, 5 Bde., Bd.3, Gedichte, Erzählungen, Schriften
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)
Gedichte
Gedichte