»Die Eine dem Einen.«

[147] »Die Eine nur dem Einen« –

Wer dächte noch an Wahl?

Viel unverstandnes Weinen,

Viel selbstgeschaffne Qual

Trug ich im jungen Herzen –

Ach! nur der Erde Schmerzen.


Bis ich verstand Dein Werben

Um dieses arme Herz,

Bis ich erkannt Dein Sterben

Im tiefsten Liebesschmerz;

Da mußt' ich Dich umfassen,

Da mußt' ich Dir mich lassen.
[148]

Du hast dies Erdenleben,

Du hast ein ewig Sein

Mir darum nur gegeben,

Daß ganz ich werde Dein;

Du willst Dich mir vermählen,

Wie könnt' ich anders wählen?


Wollt' ich dem Feinde geben,

Was mir der Freund geschenkt,

So wär' mein ewig Leben

In ew'gen Tod versenkt,

Und nur durch mich verloren

Das Ziel, dem ich geboren.


»Dem Einen denn die Eine«

Für Zeit und Ewigkeit!

O, halte fest das Deine

Im heißen Lebensstreit!

Einst, von der Welt geschieden,

Find' ich in Dir den Frieden. Amen.


Wiedenbrück, 1853.


Quelle:
Louise Hensel: Lieder. Paderborn 41879, S. 147-149.
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