Friedrich, Kronprinz von Dännemark

[149] Mächtige Kunst der Neuern, Erhalterin, thätigste Freundin

Derer, die Geist uns zeigen, und Geist

Fähig sind zu geniessen, o du, die in wenigen Stunden

Worte vertausendfältiget, dir,

Ja dir selbst verzeihen es sich zween deutsche Gebieter

Fesseln anzulegen, so bald

Du das geltende Wort des wahrheitredenden, ofnen

Mannes tausendstimmig umher

Willst erschallen lassen. In ihrer Weisheit erkohren

Sie nicht eben die glücklichste Zeit.

Denn es ist doch kein Spiel, dass »Im vierten Jahre der Freyheit«

Frankreich an die Maale jetzt schreibt.[150]

Daniens Vater denkt so nicht. Von der Bothschaft des Kaisers

Unverleitet, lässt er es stehn

Sein Gesetz, auf der goldenen Tafel: Die edel Kunst hört

Hier nie königlich Fesselgeklirr,

Oh sie gleich, an dem Mäler es hört, an der Newa es höret,

Selbst an der Themse, nur leiseres Klangs.

Also herschet Friedrich, der Enkel meines geliebten

Königs, dess Asche heilig mir ist.

Wohl ihm, er säet' auch Saat zu des Landsmanns Freyung; die grünt nun

Hebet der früheren Ähren empor.

Aber bald wird das ganze Gefild von gebogenen Halmen

Rauschen, und Wonne dem Erntenden seyn.

Heller noch strahlet das Ziel, an dem die schönsten der Palmen

Wehen, die je die Unsterblichkeit gab.

England wollt' es erreichen, den Menschenhandel vernichten!

Aber es zögerte, nahte sich nur.[151]

Danien hat es zuerst erreicht, hat empfangen der Palmen

Früheste aus der Unsterblichkeit Hand!

Gallien, Land, das Wunder thut, und du schlummerst? Erwach', und

Thu diess Wunder Danien nach!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Band 2, Leipzig 1798, S. 149-152.
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