Badelied

[40] 1778.


Zum Bade! zum Bade!

Vom Blumengestade

Hinab in die wallenden Fluten![40]

Die Sonne gebietet,

Sie wütet, sie wütet,

Mit himmeldurchströmenden Gluten!


Ha! wie so gelinde

Die lispelnden Winde

Die glühenden Wangen uns kühlen!

Wie schäumend die hellen,

Lichtblinkenden Wellen

Die schwebenden Hüften umspülen!


Bald tauchen wir nieder,

Bald heben wir wieder

Uns rudernd aus sandichten Tiefen!

Und kämpfen und ringen

Stromüber zu dringen,

Daß Loken und Wangen uns triefen!


Auf Wogen zu schweben,

Sich jauchzend zu heben,

Welch Götterentzüken, ihr Brüder!

Da rauschen den Kummer

Die Wellen in Schlummer,

Da stählt man die nervichten Glieder!
[41]

Durchbrauset die Flächen

Von Flüssen und Bächen,

Von pappelumschatteten Teichen;

Bis Flokengewimmel

Und Stürme vom Himmel

Die glänzende Bläue verscheuchen![42]

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 40-43.
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