Die Befreiung

[147] Mit Jubelton begrüß' ich Feld und Himmel,

Gebirg' und See

Und Wies' und Hain, entronnen dem Getümmel

Der Assemblee.


Wo ich, so zürnt' Apollon mir! geplagter

Als Yoricks Staar,

Im Kreise junger Stuzer und betagter

Koketten war.


Dort wölkt sich dünstend, bei des Fächers Wehen,

Pomadenduft;

Hier strömt der Hauch beblüteter Alleen

In reiner Luft.


Die Kunst erschuf dort ganze Blumenbeete

Aus Seid' und Flor;[147]

Hier hebt der Mohn, in frischer Jugendröthe,

Sein Haupt empor.


Dort färbt Karmin die längstverblichne Wange

Der gnädgen Frau;

Hier röthet sich beim Sonnenuntergange

Des Himmels Blau.


Vom schwarzen Fittig thaut der Langenweile

Dort Schläfrigkeit;

Hier fleucht, beflügelt mit des Sturmwinds Eile,

Die goldne Zeit.


Hier, Freiheit, blüht dein mütterlicher Boden,

Hier weilest du!

Hier wohnt Zufriedenheit! hier weht der Oden

Der Seelenruh!


Hier träuft ein steter Himmelsthau von Freuden

Auf Hain und Flur!

So lang' ich bin, soll nichts von dir mich scheiden,

Natur! Natur!

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 147-148.
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