7. An die Bienen

[26] Ihr Honigvögelein, die ihr von den Violen

Und Rosen abgemeyt den wundersüssen Safft,

Die ihr dem grünen Klee entzogen seine Krafft,

Die ihr das schöne Feld so offt und viel bestohlen,


Ihr Feldeinwohnerin, was wollet ihr doch holen

Daß, so euch noch zur Zeit hat wenig Nutz geschafft,

Weil ihr mit Dienstbarkeit deß Menschen seyd behafft,

Und ihnen mehrentheils das Honig müsset zollen?
[26]

Kompt, kompt zu meinem Lieb', auff ihren Rosenmund,

Der mir mein kranckes Hertz hat inniglich verwundt,

Da solt ihr Himmelspeis' auch überflüssig brechen;


Wann aber jemand sie wil setzen in Gefahr,

Und ihr ein Leyd anthun, dem solt du starcke Schar

Für Honig Galle seyn, und ihn zu Todte stechen.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 26-27.
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