12.

[374] Was kann die Welt für unser Glück empfinden,

Die kalte Welt mit ihrem falschen Treiben?

Kann sie es fesseln oder es vertreiben?

Kann sie uns trennen oder uns verbinden?


Wir sehn die Dinge rings um uns verschwinden,

Als Dinge, die die Liebe nur umschreiben;

Verborgen muß die wahre Liebe bleiben,

Kein Dritter darf zu dir und mir sich finden.
[374]

Sie, die uns wandeln sehn im bunten Schwarme,

Nicht ahnen sollen sie, daß in der Stille

Wir uns verzehren im verliebten Harme.


Vergessen will ich jede fremde Grille,

Wenn dich umschlingen meine frohen Arme,

Und dir allein beugt sich mein Eigenwille.


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 374-375.
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