Gebet

[401] Nacht, stille Nacht, in die verwoben sind

ganz weiße Dinge, rote, bunte Dinge,

verstreute Farben, die erhoben sind

zu Einem Dunkel Einer Stille, – bringe

doch mich auch in Beziehung zu dem Vielen,

das du erwirbst und überredest. Spielen[401]

denn meine Sinne noch zu sehr mit Licht?

Würde sich denn mein Angesicht

noch immer störend von den Gegenständen

abheben? Urteile nach meinen Händen:

Liegen sie nicht wie Werkzeug da und Ding?

Ist nicht der Ring selbst schlicht

an meiner Hand, und liegt das Licht

nicht ganz so, voll Vertrauen, über ihnen, –

als ob sie Wege wären, die, beschienen,

nicht anders sich verzweigen, als im Dunkel?...


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 401-402.
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[DAS BUCH DER BILDER] by (Author)Rilke, Rainer Maria on Nov-01-09