[312] In der schlangenweis Bastian Hilprant.
1. merz 1554.
1.
Schiltberger klar
schreibt ein groß wunder;
das vor Samsan
in der Türkei,
der haubtstat alt,
gschach seiner zeit:
Ein große schar
schlangen besunder
auf einen plan
nahent darbei
aus einem walt
kamen zum streit;
Vil schlangen
kamen auch gangen
her aus dem mer
an einen rangen
und auch ein her
samleten groß;
aus forcht man ser
die stat beschloß
2.
Doch teten sie
niemant kein leide,
zu felt mit nam
die versamlung
der schlangenmacht
weret neun tag,
Und nachdem die
her all beide
zugen zusam,[313]
alt unde jung,
teten ein schlacht
zu felt, ich sag,
Ein reißen
und schlangenpfeißen
war im anfang,
ein grimig beißen
und wert, so lang
schien die hell sun,
doch die holzschlang
den sieg gewun.
3.
Als die flucht gar
die waßerschlangen
gaben zum mer,
zugen auch ab
hinein den walt
die ander part.
Achttausent war
mit tot vergangen
aus beidem her,
man macht ein grab,
sie darein balt
mit ert verschart.
Das wunder
bedeut besunder,
das Wayasit
solt drücken under
das volk, bestrit
zu waßer lant,
überwant mit
sieghafter hant.
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro