Ein christlich liet wider das grausam droen des satanas

[45] In Tolner melodei.


1524.


1.

Wach auf in gottes namen

du werde cristenheit!

Dank deim gspons lobesamen

der gnadenreichen zeit,

Darin er dir sein worte

hat wider aufgeton,

das man an manchem orte

klerlich verkünden horte

in teutscher nation.


2.

Die alt schlang, der satane,

der lüg ein vatter ist,

Wölt das gar unterstane,

verbot mit gschwinden list:[45]

Das wort solt niemant sagen

bei bann und lehenspflicht.

ir vil ließ er verjagen,

verbrennen und erschlagen,

doch half es alles nicht.


3.

Erst tut die zen fast blecken

der falsch satan aus neit,

Mit droen abzuschrecken

dich, werde cristenheit.

Doch bleib in got bestane,

wan er sorget für dich,

spricht, wer dir leids ist tane,

rür sein augapfel ane,

er ist dein hilf warlich.


4.

Sich, wie half got der here

dem Israel darvon,

Und ertrenkt in dem mere

den künig Pharaon;

Hiericho must fallen

vor gottes volk, geschwin

vor der trometen schallen:

also hilfet got allen,

die vertrauen in in.


5.

Auch die Midianiter

tetem volk gottes not

Und die Amalakiter.

Israel rüf zu got;

Gnedig sie got errette[46]

durch sein knecht Gedeon.

da gottes volk trommette,

ein heid den andern tötte

hundert zwainzig tausent mon.


6.

Denk, wie oft got behütet

vor Saul den küng Davit,

Der nach seim leben wütet;

got in auch wol befrit

Vor seinem eigen sune,

dem schönen Absolom,

der nach seim leben stune;

aus seim reich er entrune,

darein doch wider kom.


7.

Merk auch, wie got tet streiten

wider Jeroboam

Zu küng Abia zeiten,

den er umlegt allsam,

Das er nit mocht entrinen.

do rüft das volk zu got.

da floch das her von hinen,

das volk gots schlug von inen

fünfhundert tausent tot.


8.

Dergleichen half got kempfen

Assa, dem könig frum,

Da das volk gots wolt dempfen

Serach mit großer sum.

Tausentmal tausent moren

greifens volk gottes an;

do ergrimt gottes zoren,

das groß her war verloren,

ir keiner nit entran.
[47]

9.

Schau, wie tet got errette

den küng Ezechiam,

Den auch bedroet hette

Sennacharib mit nam,

Der sein her hat gestellet

wider Jerusalem:

der engel gots ir fellet

achtzig tausent gezellet,

und machet in gezam.


10.

Hör auch, wie got tet kriegen

für den küng Josaphat:

Da über in tet ziegen

Amon Moab, da hat

Das volk gottes groß klagen,

zu got het es sein trost.

die heiden tet got plagen,

teten sich selbs erschlagen,

gottes volk wart erlost.


11.

O cristenheit, merk eben,

wie got sein feinde stürzt,

Die wider sein volk streben.

sein arm ist nit verkürzt.

Er kan dich wol bewaren,

all dein har sint gezelt.

laß nur den satan scharren,

tu im wort gots verharren,

so bistu auserwelt.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 45-48.
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