Zwanzigster und letzter Auftritt.

[468] Heraclius und Theodosia in kaiserlichen Habit.

Honoria. Siroe.

Arconte. Idreno. Aspasia. Eine große Menge griechisch- und römischer

Cavalliere, Hauptleute, Pagen, Trabanten und Soldaten.


Das ganze Chor stimmet folgenden

Glückwunsch an.


Es leb Heraclius! Er leb! er leb! er lebe!

Daß Theodosia sich stets nebst ihm erhebe!

HERACLIUS.

Ihr, Theodosia, gebührt die Kaiserkrone,

THEODOSIA.

Und Er, mein Kaiser, ist höchst würdig, daß ihm lohne

Ein güldner Sternenkranz. Denn was die Tugend gibt,

Ist wert, daß man es mehr als Kaiserkronen liebt.

HONORIA.

Großmächtigster Monarch! Hier liegt zu Seinen Füßen,

Die, die Mauritium als Tochter konnte küssen.

Die von des Kaisers Hand mit Tränen was begehrt,

Das mich glückselig macht, den Kaiser nicht beschwert.

HERACLIUS.

Sie bitte, was Sie will, ich will es Ihr versprechen,

Und sollt es auch den Thron, und Kron und Szepter schwächen.

HONORIA.

Hier dieser, den Er itzt als einen Hirten sieht,

Hat als ein Erbprinz sich aus Persen herbemüht,

Der Walstatt Trauerfeld entdeckte mir sein Leben,

Als fast die Seele schien am Gaumen nur zu kleben:

Da hab ich ihm beglückt die Geister wiederbracht,

Hingegen hat er mich so weit beglückt gemacht,

Durch einen Wunderfall, daß er mich innigst liebet,

Und nebst dem Herzen mir auch seine Krone gibet.

ASPASIA.

Der Ausgang ist erfreut.

ARCONTE.

Glückselig der Beschluß.

SIROE.

Verzeihe, großer Fürst! Was ich itzt bitten muß:

Daß uns erlaubet sei, die Herzen zu verbinden,

Wenn man die Fackeln wird zu Hymens Fest anzünden:

Wenn jetzt Heraclius mit Theodosia

Beglückt erfüllen wird das längst versprochene Ja.

HERACLIUS.

Schaut wie der Himmel spielt! Er läßt das minste fehlen.

Was unsern Geist vergnügt. Er lasse sich vermählen,

Mein Prinz! Honoriam an Seine werte Hand.

Sein Haupt bekröne stets so Palm' als Diamant.

HONORIA.

So leb' ich Ihm, mein Schatz! zu steter Treu verbunden.[469]

SIROE.

So sei um unser Haupt ein Myrtenkranz gewunden.


Sie küssen einander.


HERACLIUS.

Mein Schatz und Kaiserin! Sie schaue doch beliebt,

Wie jene Sonne lacht, und tausend Küsse gibt,

Weil dieses Sternenpaar so Glut als Lust genießen:

So läßt Sie billig auch die holden Strahlen schießen

Auf mein entflammtes Herz. So schwindet Furcht und Nacht,

Und alles hat die Gunst des Himmels wohlgemacht.


Beide singen zusammen.


Glück zu! Glüdt zu! so siegt Beständigkeit!

So kann Cupido uns den Ehrenkranz bereiten!

So können wir mit Ruhm in Hymens Bette schreiten,

Und legen an das schöne Purpurkleid.

THEODOSIA.

Heraclius! mein Abgott! sei gegrüßt!

So lange Titan wird durch Luft und Wolken gehen,

Wird Theodosia dir stets zu Diensten stehen.

Heraclius! mein Abgott! sei geküßt!

HONORIA.

Mein Siroë! mein Engel! sei gegrüßt!

So lange Venus wird den güldnen Pol erhöhen,

Wird auch Honoria dir stets zu Diensten stehen.

Mein Siroë! mein Engel, sei geküßt!


Diese beide zusammen.


Io! Triumph! nun ist das Labsal da!

Nun können wir vergnügt die Hochzeitlieder singen.

Wohl diesen, die den Sturm des Unglücks stets bezwingen:

Wie Theodos und die Honoria!


Alle Anwesenden singen zu dreien Malen.


Es leb Heraclius und Theodosia!

Zugleich auch Siroë mit der Honoria!


Und mit diesem vollstimmigen Glückwunsche endigte sich dieses wohlabgelaufene Schauspiel.

Nach geendigter Vorstellung, worüber sich alle höchst vergnügt erzeigeten, eileten alle Zuschauende zur Ruhe.

Folgende Zeiten aber erinnerten unsere Gekrönten, daß jedes Reich seines Hauptes Gegenwart hoch vonnöten hätte; dahero das schmerzliche Wort Scheiden auf die Bahn gebracht wurde. Als nun jede Armee nochmaln gemustert, und durchgehends reichlich beschenket worden: nahmen diese kaiser- und königliche Personen mit beweglichsten Worten,[470] brünstigen Umarmungen, größten Versicherungen ewiger Freundschaft und tränenden Augen voneinander Abschied, und zog jedweder König mit seiner so teuer erworbenen Gemahlin und bei sich habenden Völkern unter dreimaliger Lösung aller Stücken um Pegu nach seinem Reiche: Den tapfern Balacin bei seiner schönen Banisen als einen mächtigen Kaiser und beglückten Kaiserin in höchster Vergnügung hinterlassende: welche das Reich Aracan dem Kaisertum Pegu, jedoch als ein freies Reich, einverleibten, und dem Himmel lebenslang danketen vor ein so erwünschtes


ENDE[471]

Quelle:
Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen: Die Asiatische Banise. München 1965, S. 468-472.
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