An Damons Garten

[34] 1778.


Blühender Garten! deine Apfelbäume,

Deren röthliche Loken Zefir küßte,

Und die dichtverschlungenen Schattenarme

Deiner Alleen,


Wo, in geheimer Dämrung, Maienkäfer,

Um die Stunde der Abendgloke, sumten,

Turteltauben Klage begannen, werd' ich

Nimmer vergessen!


Ach! es entrauschte manche Wonnestunde,

Beim sokratischen Mahl, an Damons Busen,

Mir im süßvertraulichen Dunkel deiner

Blütengewölbe!


Schönster der Erdengärten! sei noch lange

Meiner heiligen Freuden stiller Tempel!

Jener Freuden, welche die Unschuld Schwester

Nennen und Freundin!


Winket der Todesengel meine Seele

Zu den Sternen empor: so überschatte

Jenes dichte Rosengebüsch den Hügel

Meiner Gebeine!


Freudig entschwebt dann, seinen Lichtgefilden,

Oft mein glüklicher Geist, und lispelt leise,

In die Seelen der Guten, die dort klagen,

Ahndung des Himmels!

Quelle:
Friedrich Matthisson: Gedichte, Band 1, Tübingen 1912, S. 34.
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